Zippora Zibold

Zippora Zibold, Maßschneidermeisterin, Modedesignerin und Gründerin eines Labels für individuellen handgefertigten Schmuck.


Große Ziele sind ihr Ding und Aufgeben ist für sie keine Option. Die Modedesignerin und Maßschneidermeisterin Zippora Zibold mag’s mutig. Vor allem aber selbständig. Belohnt wird die Spezialistin für handgefertigten Schmuck, deren Kreationen unter dem Namen ihres eigenen Labels in mittlerweile in über 20 Geschäften und im eigenen Onlineshop angeboten werden, mit Freiraum für Kreativität und Privatleben.

Modefachschule Sigmaringen: 2018 hast Du deine Abschlüsse als staatlich anerkannte Modedesignerin und als Maßschneiderin an der Modefachschule absolviert. Wenig später hattest Du deinen Meistertitel in der Tasche und dein erstes eigenes Geschäft eröffnet, in dem Du Mode, Schmuck und Accessoires deines eigenen Labels verkauft hast. Das nenne ich aber mal zielstrebig! Gibt es etwas, was dich bremsen könnte?

Zippora Zibold: Tatsächlich lasse ich mich nicht gerne ausbremsen. Auch, wenn das nicht heißt, dass ich Probleme oder Hindernisse nicht kennen würde. Schließlich fiel die Eröffnung meines ersten Geschäfts mitten in die Anfänge der Corona-Pandemie. Schwierigkeiten und Unbekanntes waren damals an der Tagesordnung.  Da kann man schon mal ins Schwanken kommen und an der Zukunft der eigenen Idee zweifeln. Damals wie heute hilft es mir aber, immer das große Ziel im Auge zu behalten und den eigenen Traum nicht aufzugeben. Ganz nach dem Motto „Hinfallen, aufstehen, Krone richten – und weitergehen.“ Aufgeben ist für mich keine Option. Volles Risiko eingehen und Freiheit wagen dagegen schon.

Das klingt so easy und ein wenig auch nach Erfolgsratgeberliteratur...Muss man für die Selbständigkeit, für die Freiheit geboren sein?

Ich wusste tatsächlich schon während meiner Zeit an der Modefachschule, dass ich als selbständige Designerin arbeiten und mein eigens Label gründen möchte. Ich bin einfach der Typ Mensch, dem diese Daseinsform entspricht, die Freiheit und Freiräume für eigene Interessen und kreatives Arbeiten schenkt. Als ich 2015 an der Modefachschule anfing, waren gerade die individuellen Module eingeführt worden – Workshops, in denen man zusätzlich zu den grundlegenden Ausbildungsinhalten in Modedesign und Maßschneiderei eigenen Interessen nachgehen konnte. Das war genau mein Ding! Schon damals habe ich die Möglichkeit voll ausgenutzt, mich beispielsweise in unterschiedlichen Disziplinen auszuprobieren oder unterschiedliche Techniken kennenzulernen. Zu meinen Lieblingstechniken, die ich mir größtenteils selbst beigebracht habe, waren damals Soutache und Perlenschmuckfädeln. Ich habe meine Kenntnisse so weit ausgebaut, dass ich noch während meiner eigenen Ausbildung als Dozentin Module anbieten konnte. In den Semesterferien habe ich in einem Schmuckgeschäft gejobbt und außerdem auf Kunsthandwerkermärkten meine eigenen Kreationen verkauft. Und heute habe ich mit handgenähtem und maßgeschneidertem Schmuck, den die KundInnen teilweise auch selbst mitgestalten können, die Nische für mein eigenes Label „Zippora Zibold“ gefunden.

Meine Selbständigkeit schenkt mir genau das Maß an Freiheit, das ich brauche, um motiviert und kreativ zu arbeiten. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich als Angestellte meine Ideen so hätte ausleben können wie jetzt mit meinem eigenen Label. Definitiv ist das aber nicht der Weg, der für Jede und Jeden der richtige ist. Vor allem dann nicht, wenn man in seinem Leben das Gefühl von Sicherheit braucht. Wer von einem eigenen Label und der Selbständigkeit träumt, sollte also auf jeden Fall darüber nachdenken, ob er oder sie  überhaupt der Typ dafür ist. Und ob er ausreichend betriebswirtschaftliches Know-how hat,
das die Basis dafür bietet.

Welche Eigenschaften sollte man neben dem betriebswirtschaftlichen Knowhow für die Selbständigkeit als (Mode-)DesignerIn deiner Meinung nach mitbringen?

Wert auf die Qualität der eigenen Arbeit zu legen halte ich für genauso essenziell wie Durchhaltevermögen. Beides konnte ich aus meiner Zeit an der Modefachschule auf jeden Fall mitnehmen. Daneben stehen Motivation, Kreativität und Phantasie, die sich zwar einüben lassen, aber zum Teil einfach auch Talent sind. Außerdem auch die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und flexibel unterschiedlichsten Situationen begegnen zu können. Ein Beispiel: Als ich während der Pandemie mein Geschäft erst einmal nicht wie geplant öffnen konnte und damit keine Kunden in den Laden kamen, musste ich umdenken und dazulernen.

Etwa, wie man einen Onlineshop oder eine Website aufbaut und die Sozialen Medien, aber auch persönliche Kontakte oder spezielle Business- und natürlich Fashion-Netzwerke effektiv nutzt.  Bis heute spielen diese unterschiedlichen Netzwerke eine große Rolle für mich. Aktuell beispielsweise gibt es eine tolle Kooperation mit Riccardo Serravalle, der auch zu den Ehemaligen der Modefachschule zählt. Die exklusive Brautschmucklinie meines Labels kommt in Kombination mit seiner Brautmode bei verschiedenen Shootings zum Einsatz. Bei einigen großen Brautmessen etwa in Barcelona, London oder Essen werden unsere Kreationen gemeinsam präsentiert. Anfang März habe ich in München mit an meiner ersten Händlermesse überhaupt teilgenommen und durfte meine Schmuckkreationen für Bräute einem großen Fachpublikum zeigen.
 

Erfolg hat man also nicht als Ellenbogen EinzelgängerIn, die oder der sich den Weg nach oben boxt?

Im Gegenteil. Gemeinsame Erfolge bedeuten auch mindestens doppelten Spaß. Ich bin froh, dass ich mittlerweile nicht mehr alles allein wuppen muss, sondern dass auch DesignkollegInnen hinter mir und meiner Arbeit stehen und wir uns gegenseitig unterstützen. Auch bei meinem eigenen Label sind es viele fleißig helfende Hände, die mitarbeiten. Vom eigenen Ladengeschäft musste ich mich aus Zeitgründen verabschieden, denn ich brauche Raum für die kreative Arbeit in meiner Manufaktur und auch für mein Privatleben (lacht). Stattdessen wird mein Schmuck nun im Onlineshop und vor allem in rund 20 Geschäften in Deutschland und in der Schweiz verkauft, die auch die Beratung für mich übernehmen. Tendenz steigend. Persönlich berate ich nur noch bei speziellen exklusiven Events. Wer erfolgreich sein will, muss also auch den Mut haben, loszulassen und Aufgaben abzugeben, die einem selbst vielleicht auch gar nicht so sehr liegen.

Das Interview mit Zippora Zibold führte Karin Kontny (Stand April2024).

*Meisterklasse (halbjährig in Vollzeit) an der Modefachschule Sigmaringen in Zusammenarbeit mit der Bildungsakademie Sigmaringen der Handwerkskammer Reutlingen.

Fotos
1) Porträt Zippora Zibold Foto: © Paul macht Fotos

2) Schmuck aus der Sommerkollektion 2023 von Zippora Zibold. © Foto: Paul macht Fotos

3) Schmuck aus der Serie „Elysian“ der aktuellsten Brautkollektion. Das Model trägt einen Anzug des Labels Serravalle. Designer Riccardo Serravalle ist wie Zippora Zibold Ehemaliger der Modefachschule Sigmaringen.  © Foto:  Paul macht Fotos

4) Riccardo Serravalle besucht Zippora Zibold auf dem Messestand des Labels in München beim „ABC-Salon“. © Foto: privat

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